In diesem Schuljahr vereinbarten der Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. und die St. Landolin Schule Ettenheim eine Bildungspartnerschaft, die in den kommenden Schuljahren vielfältige Projekte ermöglichen soll. Das Interesse beider Institutionen, jungen Menschen die Geschichte der europäischen Juden unter einem regionalen Fokus zu vermitteln und mit den aktuellen Auseinandersetzungen rund um die Themen Demokratie und Menschenrechte sowie Extremismus und Antisemitismus zu verknüpfen, stand auch bei dieser Veranstaltung im Fokus.
Der israelische Autor und Filmemacher Ron Segal kam 2009 nach Deutschland, um Video-Interviews von Holocaust-Überlebenden auszuwerten. Aus der intensiven Beschäftigung mit diesen besonderen Zeugnissen entstand sein Roman „Jeder Tag wie heute“, den Segal selbst der „Post-Holocaust-Literatur“ zuordnet. Damit möchte er deutlich machen, dass sich Menschen in der dritten Generation nach dem Holocaust verstärkt damit auseinandersetzen möchten, wie an den Holocaust erinnert wird. Mit diesem Gedankengang stieß er die große Frage an, ob und was unsere Gesellschaft aus der Geschichte gelernt hat, und weckte damit das Interesse der Schüler:innen der Klassen 11 und 12.
Neben einer Einführung zu seiner Lebensgeschichte und seiner Art zu schreiben, sowie der Lesung mehrerer Passagen aus dem genannten Roman, standen die Fragen der Schüler:innen im Mittelpunkt. So erzählte Segal, auf die Frage einer Schülerin hin, z.B. offen vom Umgang mit dem Holocaust innerhalb der eigenen Familie. Auch zum Nahostkonflikt nahm er Stellung und verwies auf die Nichtigkeit einfacher Antworten. In Bezug auf die aktuellen militärischen Konflikte in der Region, die gerade in diesen Tagen einen großen Raum in den Medien einnehmen, sprach sich Segal für den Friedenswillen aus, der in beiden Bevölkerungen vorherrschen müsse, und erinnerte an seine Jugend in den 1990er Jahren, als die großen Hoffnungen der Oslo-Abkommen von Fundamentalisten beider Seiten vernichtet wurden. Somit war historisch und aktuell herauszuhören, wie wichtig Gesprächsbereitschaft und Akzeptanz sind, um eine demokratische Gesellschaft aufrechtzuerhalten.
Ein besonderes Highlight schloss die Veranstaltung schließlich ab: Ron Segal schilderte detailreich, wie ein Animationsfilm entsteht, und zeigte dazu Skizzen und eine Szene rund um „Adam“, den Protagonisten der Verfilmung des Romans, den die Schüler:innen zuvor in klassischer Form zu hören bekommen hatten.
Geschichtslehrer Stefan Glaeser, der die Veranstaltung maßgeblich organisiert hatte, dankte am Ende sowohl Ron Segal als auch dem Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. und blickt gespannt auf die anstehenden Projekte und Exkursionen, die die Bildungspartnerschaft zu einem Gewinn für beide Seiten machen sollen.
Text und Bilder: Valentin Frisch