Des Menschen Wesen: Moralischer Abgrund oder Ergebnis äußerer Bedingungen?.

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Intensiv, emotional und aufwühlend präsentierte die Partyraum-Crew an zwei Abenden einem begeisterten Publikum Georg Büchners Dramenfragment Woyzeck.

Die Theater-AG mit ihren mehr als zwanzig Schauspielerinnen und Schauspielern hauchte dem Klassiker unter der Regie von Daniel Kurz und Sandrine Remmeau neue Lebendigkeit ein und setzte eigene, mutig gewählte Akzente.

Der Protagonist Franz Woyzeck ist psychisch krank und hat große Schwierigkeiten, sich mit Worten auszudrücken. Er lebt in finanzieller, wie auch sozialer Armut. Gemeinsam mit seiner Verlobten Marie hat er ein uneheliches Kind. Um die beiden unterstützen zu können, arbeitet er unermüdlich und wird dennoch von allen Seiten mit Hohn und Verachtung gestraft. Nach einer Affäre von Marie mit dem Tambourmajor ermordet Woyzeck sie schlussendlich in seiner völligen Verzweiflung.

Was macht Woyzeck zu dem, wer er ist? Ist es die Macht der äußeren Bedingungen oder doch die Autonomie und Entscheidungsgewalt des Individuums? Ist der Mensch in seinen Entscheidungen tatsächlich frei?

Die Partyraum-Crew hat sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und sich der Frage nach der scheinbaren Ausweglosigkeit gestellt.

Überzeugend einfühlsam spielten die Schauspielerinnen und Schauspieler ihre jeweiligen Rollen. Die auf Woyzeck wirkenden Stimmen der Gesellschaft werden schließlich untrennbar von seiner eigenen, was ihn zunehmend verunsichert. Dargestellt von eindringlich Sprechenden und düster Gekleideten bekommen ihre Stimmen eine ganz eigene Dynamik, welche nachhallt. Ebenso authentisch zeigten sich weitere Rollen wie beispielsweise die der Marie oder des Doktors. Das von den Erzählerinnen rezitierte Sterntaler-Märchen nahm den negativen Ausgang vorweg.

Konkrete Antworten auf die Grundproblematik des Dramas gab es nicht. Möglicherweise ist allein das schon die Antwort. Fragen klangen nach und wurden im Anschluss an das Stück von den Zuschauenden angeregt diskutiert.

Mit seinem langanhaltenden Applaus zeigte das Theaterpublikum große Anerkennung für die herausragende schauspielerische Leistung und unterstrich damit die Zeitlosigkeit von Büchners Werk.

Im Namen der Schulleitung bedankte sich Patrick Berg bei allen Beteiligten auf und hinter der Bühne und gratulierte zu der äußerst gelungenen Aufführung.

Text: Silvia Löwer-Spitz

Fotos: Jens Müller